Ist Stress ansteckend?
Ein Psychologen/-innen ‑Team hat die Übertragung von Stress in Teams untersucht. Dabei haben die Forscher/-innen der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Universität Wien festgestellt, dass Stress ansteckend sein kann. Insbesondere wenn ein Verbundenheitsgefühl zu der gestressten Person besteht.
Der Test
Die entsprechende Untersuchung mit 110 Probanden wurde in Kleingruppen zu 4–5 Personen durchgeführt. In der Hälfte der Gruppen wurde ein Wir-Gefühl erzeugt, in der anderen hingegen nicht. Eine Person pro Gruppe wurde im Anschluss einer Stress erzeugenden Situation ausgesetzt – in diesem Fall ein fiktives Bewerbungsgespräch und ein anspruchsvoller Kopfrechentest. Die anderen Gruppenmitglieder schauten zu.
Der Nachweis
Durch regelmäßige Speichelproben der Probanden konnten die Forscher das Stresshormon Cortisol nachweisen – und zwar nicht nur bei den Personen, die die stressige Aufgabe bearbeiteten, sondern ebenfalls bei den Beobachtern. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass Stress anstecken kann.
Der signifikante Unterschied
Bemerkenswert dabei war, dass sich die Probanden der Gruppen, in denen zuvor ein Wir-Gefühl erzeugt wurde signifikant häufiger vom Stress ihres Gruppenmitglieds anstecken ließen, als die Probanden der Kontrollgruppe, bei denen solch ein Gefühl nicht gefördert wurde.
Es ist zu vermuten, dass der Effekt sich noch deutlicher zeigen könnte, wenn ein Wir-Gefühl nicht künstlich hergestellt wird, sondern sich zwischen Menschen über längere Zeit entwickelt hat.
Quelle:
Schury, Valerie A., Urs M. Nater, and Jan A. Häusser. «The social curse: Evidence for a moderating effect of shared social identity on contagious stress reactions.» Psychoneuroendocrinology 122 (2020): 104896.