Antikörpertest vor Impfung empfohlen
Corona-Antikörperstudien belegen konstante, stabile Immunität
Eine im Dezember 2020 publizierte Studie der Innsbrucker Universitätsklinik kommt zu dem Schluss, dass Corona-Genesene eine stabile Langzeitimmunität aufweisen. Eine durchgemachte Erkrankung ist dabei aus immunologischer Sicht in der Regel wirksamer als eine Impfung.
Laut Studienleiter Deisenhammer decken sich die Ergebnisse der Studie mit internationalen Erkenntnissen. Es bestehe daher auch kein Grund zur Sorge vor einer abermaligen Infektion, vor Mutationen oder einer Übertragung durch Immune.
Die angewandte antivirale Antikörper-Diagnostik sei «Teil der Routinediagnostik, um Immunität gegen verschiedenste Viren nachzuweisen» sagt Deisenhammer. Das Gleiche gelte für die Feststellung des Schutzes durch Impfung. «Sinnvoll wäre es, wenn diejenigen, die sich impfen lassen wollen, zunächst auf bereits vorhandene Antikörper getestet werden», stellte Deisenhammer klar, denn «in aller Regel ist die durchgemachte Erkrankung aus Immunisierungssicht wirksamer als eine Impfung».
Studienergebnisse
Die 29 Studienteilnehmer/innen waren im Durchschnitt 44 +/- 13,2 Jahre alt und 2019 an Covid-19 erkrankt. Antikörper wurden dreimal bestimmt, jeweils zwei bis acht Wochen, drei Monate und sechs Monate nach Beginn der Symptome. Zu allen Zeitpunkten konnten bei allen Probanden Antikörper und neutralisierende Antikörper nachgewiesen werden. Laut Deisenhammer spricht das für eine konstante, stabile und zielgerichtete Langzeitimmunität.
Der Unterschied zwischen Immunität und Antikörpern
Im Rahmen der Immunabwehr wird ein Virus vom Immunsystem als körperfremd und gefährlich registriert, und seine typischen Merkmale erfasst und gespeichert. Diese Daten speichert der Körper lebenslang in sogenannten “Gedächtniszellen”. Dadurch bleibt eine Immunität lebenslang bestehen, unabhängig von der Schwere der Symptome.
Demgegenüber kann man sich Antikörper wie “Spezialeinheiten” vorstellen, welche die Viren attackieren und an einer bestimmten Stelle des Virus andocken, um ihn dann zu neutralisieren, wie bei einem Schlüssel-Schloss-System. Die Antikörper bleiben zwar auch grundsätzlich erhalten, deren Zahl kann aber über die Zeit zurückgehen und die Messbarkeit damit abnehmen. Bei einem erneuten Kontakt mit dem Virus würden die Antikörper über die Vermittlung der Gedächtniszellen jedoch schnell reaktiviert werden, erklärt Deisenhammer.
Mutationen des Virus liegen zwar vor, da das Virus «einen bestimmten evolutionären Druck» habe, weiterzubestehen, laut Deisenhammer sei es jedoch “höchst unwahrscheinlich», dass die Immunantwort einer mutierten Form des Coronavirus nicht standhalte.
Übereinstimmung mit internationalen Erkenntnissen
Zu berücksichtigen ist die vergleichbar kleine Patientengruppe der Innsbrucker Studie. Diese stimme jedoch im Wesentlichen mit internationalen Studienerkenntnissen überein, im Zuge derer oft große Populationen untersucht wurden, berichtet Deisenhammer. So z.B. Untersuchungen in Island und New York, in denen Fälle bis zu fünf Monate nachverfolgt wurden. Eine Publikation aus China habe ebenfalls eine stabile Immunität sechs bis sieben Monate nach einer Covid-19 Infektion nachgewiesen. Und in Österreich kam eine Studie der Danube Private University Krems mit Teilnehmern aus Weißenkirchen (Bezirk Krems) zu praktisch identischen Ergebnissen.
Abschließend appellierte Deisenhammer dafür, dass in Situationen, in denen negative PCR-Befunde verlangt werden, auch der wesentlich nachhaltigere Antikörper-Befund akzeptiert werden sollte. Eine Wiederholung des Antikörpertests empfehle sich vorerst alle drei bis sechs Monate.
Für Menschen, die eine Impfung in Betracht ziehen, lässt sich daraus schließen, dass eine vorherige Antikörperdiagnostik, wie sie z.B. beim Hausarzt vorgenommen werden kann durchaus sinnvoll ist.
Quellen:
- Deisenhammer, Florian, et al. «6‑month SARS-CoV‑2 antibody persistency in a Tyrolian COVID-19 cohort.» Wiener klinische Wochenschrift (2020): 1–8.
- Vollversion des Artikels der Medizinischen Universität Innsbruck: https://www.i‑med.ac.at/mypoint/news/749681.html