Diabetes durch einschneidende Lebensereignisse
Studien: Einfluss stressreicher Lebensereignisse auf das Diabetes-Risiko.
Während positiver Stress beflügeln und motivieren kann, wirkt sich negativer Stress längerfristig nachteilig auf die Gesundheit aus. Das ist keine neue, wissenschaftliche Erkenntnis, denn man weiß schon lange um den Einfluss der Psyche auf die körperliche Gesundheit. Chinesische Wissenschaftler haben den spezifischen Zusammenhang zwischen dem Risiko, an Diabetes zu erkranken, und stressreichen Lebensereignissen untersucht.
Mehr Stress = häufiger Diabetes
Die Studie basiert auf Daten von knapp 474.000 Chinesen im Alter zwischen 30 und 79 Jahren. Von den Studienteilnehmer:innen litten 5,34 Prozent an Diabetes Typ 2. Dabei litten Personen mit ein oder zwei stressreichen Lebensereignissen eher an Diabetes als Personen ohne vergleichbare Erfahrungen.
- Teilnehmer, die mindestens ein stressiges Lebensereignis erlebt hatten, hatten ein 1,10-fach erhöhtes Risiko .
- Bei Personen mit zwei oder mehr stressigen Ereignissen war das Risiko noch höher und lag bei einem 1,33-fach erhöhten Risiko.
Besonders relevant waren dabei stressreiche Erlebnisse im Bereich der Arbeit, der Familie oder mit der eigenen Persönlichkeit. Den größten Einfluss hatten dabei spezifisch:
- Jobverlust
- der Eintritt in die Rente
- große Konflikte in der Familie
- Tod oder schwere Erkrankung eines nahen Familienmitglieds.
Die Studie zeigt, dass sowohl die Häufigkeit als auch die Art der stressigen Lebensereignisse signifikant mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden sind. Eine besondere Rolle spielen arbeits‑, familien- und persönlichkeitsbezogene Stressoren.
Ganzheitlicher Ansatz bei Behandlung und Prävention
Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, psychischen Stress als Risikofaktor für Diabetes zu berücksichtigen und präventive Maßnahmen zu entwickeln. Weiterhin unterstreichen sie die Wechselwirkungen zwischen körperlichen und psychischen Faktoren, weshalb eine ganzheitliche Betrachtung und Behandlung der Patient:innen – wie von uns praktiziert – absolut sinnvoll ist.
Stress & Krisen managen
Praktisch gesehen macht die Studie auch klar, dass Interventionen zur Stressbewältigung und professionelle Hilfe in akuten Krisen helfen können, auch körperliche Gesundheitsrisiken einzudämmen und vorzubeugen. Die systemische Therapie leistet in diesem Bereich gute Arbeit, da die Stabilisierung in krisenhaften Situationen eine ihrer Königsdisziplinen ist.
Wissenschaftliche Quelle:
- Wang, Meng, et al. «Associations between stressful life events and diabetes: findings from the China Kadoorie Biobank study of 500,000 adults.» Journal of diabetes investigation 10.5 (2019): 1215–1222.